Tätigkeitsbericht 2022

Liebe Mitglieder und Freunde der DGVN NRW,

 

auch 2022 war wieder ein erfolgreiches Jahr für den Landesverband der DGVN NRW. Nachfolgend finden Sie unseren Jahresbericht mit allen Aktivitäten und Veranstaltungen zur Verfolgung der satzungsgemäßen Ziele der DGVN NRW des vergangenen Jahres zum Download. 

Auch in 2023 werden wir wieder viele und spannende Veranstaltungen und Events für Sie anbieten.

 

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Bericht aus Japan - DGVN Returns to Kobe

von Laura Zister

15. November 2022: Es ist 10 Uhr, als mein Flieger in Tokio landet. 13 Stunden Flug sind überstanden. Müde, aber auch aufgeregt verlasse ich das Flugzeug. Ein paar andere Teilnehmende warten bereits in der Empfangshalle auf mich. Nachdem schnell ein Ticket für den Nahverkehr gekauft ist, geht es los auf die Suche nach unserem Hotel. Wenn man das Bahnsystem in Japan einmal verstanden hat, ist es gar nicht so schwer. Es ist ziemlich warm in Tokio – den Wintermantel kann man erst einmal wegpacken.

Abends treffe ich auf die komplette Gruppe aller Teilnehmenden und wir gehen gemeinsam etwas essen. Obwohl wir uns freuen, alle erstmalig persönlich kennenzulernen, endet der Tag ziemlich früh. Die meisten von uns sind noch müde von der langen Anreise.

16. November 2022: Den Jetlag noch in den Knochen (manche mehr, manche weniger – ich definitiv mehr), geht für uns an diesem ersten Morgen in Tokio mit dem Programm der Studienreise los. Erster Treffpunkt: die United Nations University. Dort bekommen wir nicht nur einen spannenden Vortrag über die Schwerpunkte und Möglichkeiten der UNU, sondern sprechen auch mit einer Vertreterin der UN Food and Agriculture Organization (FAO). In unserem Gespräch geht es viel um Ernährungssicherheit – insbesondere im Hinblick auf Krisen und Kriege. Ein Thema, das gerade in Europa immer mehr an öffentlicher Aufmerksamkeit gewinnt, gerade vor dem Hintergrund des Angriffskrieges auf die Ukraine. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in Tokios Innenstadt und der Überquerung des berühmten Shibuya Crossing geht es für uns weiter in die Deutsche Botschaft, in der wir spannende Einblicke in die Arbeit der Botschaft und allgemeine internationale Zusammenarbeit erhalten. 

©Laura Zister
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17. – 19. November 2022: Bevor die NMUN-Konferenz in Kobe losgeht, haben wir allerdings noch die Möglichkeit Tokio zu entdecken – eine Stadt, deren Besuch sich allemal lohnt. Insbesondere die kulinarische Seite ist dabei besonders hervorzuheben: egal ob Sushi, Udon-Nudeln, oder verschiedenste Suppen – hier ist für jede:n etwas dabei (gerade für den studentischen Geldbeutel ist es vielleicht auch gut zu wissen, dass Obst z.B. superteuer ist, Essen gehen allerdings gar nicht; ein komplettes Essen mit Getränken kostet meist nicht mehr als 20 Euro). Auch das Abendprogramm kann sehr vielfältig sein: Sake und Karaoke dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Wem Sake – wie mir – pur nicht so gut schmeckt, es gibt auch prima Cocktailvarianten davon.

©Laura Zister
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Weil am 20. November die Konferenz in Kobe offiziell startet, mache ich mich mit einem Teil der Gruppe via Nachtbus auf den Weg nach Kobe. Wir sind ca. 6 Stunden unterwegs und die Pünktlich- und Sauberkeit der Busse (auch im Fernverkehr) ist wirklich erstaunlich. Der Preis ist in Ordnung (ca. 60 Euro), gerade wenn man bedenkt, dass man sich eine Nacht im Hotel spart. Ich schlafe ziemlich gut im Bus, trotzdem ist die Nacht kurz und in Kobe wartet auch schon der erste Programmpunkt auf uns.

©Laura Zister
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20. November 2022: Nach und nach kommen die Teilnehmenden der Konferenz im sehr luxuriösen Portopia-Hotel an und sammeln sich in der Lobby. Hier wird mir zum ersten Mal richtig bewusst wie viele Personen eigentlich an der Konferenz teilnehmen. Die Nervosität seigt ein bisschen. Aber zuerst stehen die kulturellen Programmpunkte der Konferenz an. Zuerst besuchen wir einen japanischen Garten. Danach geht es in eine Handwerks-Markthalle, in der man die Möglichkeit hat, kleinere Kunstschaffende vor Ort zu unterstützen. Man kann auch sein eigenes (handwerkliches, künstlerisches) Geschick auf die Probe stellen. Diese Möglichkeit habe ich wohlwissentlich ausgelassen, mir dafür aber den teuersten Apfel der Welt gekauft – umgerechnet schlappe 3 (!) Euro.

©Laura Zister
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21. November 2022: Heute geht es für uns schon früh um 7 Uhr los Richtung Hiroshima. Wir fahren mit dem berühmten Schnellzug Shinkansen und auf dem Weg falten wir schon unsere eigenen Origami-Kraniche. Was es damit auf sich hat, erfahren wir später im Hiroshima-Gedenkpark und dem dazugehörigen Museum. Nachdem im August 1945 eine Atombombe über Hiroshima abgeworfen wurde, überlebt Sadako – damals gerade zwei Jahre alt – die Katastrophe zunächst. Doch wie viele andere auch, erkrankt sie Jahre später mit knapp 10 Jahren an Leukämie. Anlehnend an eine Legende, nach der man 1000 Kraniche falten muss, um von den Göttern einen Wunsch erfüllt zu bekommen, faltete Sadako mehr als 1000 Kraniche und versuchte so, die Götter um Heilung zu bitten. Leider erlag Sadako ihrer Krankheit nach einigen Monaten und ca. 1600 gefalteten Kranichen.

Die ausgestellten Geschichten der Geschehnisse lösen viele Emotionen aus. Gerade auch weil wir vor dem Museumsbesuch mit einer Überlebenden persönlich sprechen konnten. Sie entlässt uns mit der wichtigen Botschaft: Leistet euren Teil daran, dass so etwas nie wieder geschieht, indem ihr euch friedenspolitisch engagiert!

22. November 2022: Nach dem sehr emotionalen Tag in Hiroshima geht es heute für uns nach Kyoto. Wir besuchen zuerst den Kiyomizu Tempel, und später den Fushimi Inari Schrein. Wir haben dort die Möglichkeit die japanische Kultur etwas näher kennenzulernen, wobei man auch sagen muss, dass beide Orte sehr touristisch waren und wir uns ein bisschen mehr Input von der Reiseleitung gewünscht hätten. Dafür haben wir auch einige kulinarische Spezialitäten an den Food Markets probiert: mein Favorit – eingelegte Gurken am Spieß. Sehr lecker!

©Laura Zister
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23. November 2022: Heute beginnt der offizielle Dresscode. Also rein in den Hosenanzug und ab zur ersten offiziellen Veranstaltung. Vor der eigentlichen Eröffnungszeremonie haben wir noch die Möglichkeit, an einem Peace-Talk teilzunehmen, an dem verschiedene Stakeholder über Frieden und den eigenen Beitrag dazu sprechen. Auch wenn aus meiner Perspektive eher weniger reflektiert diskutiert wird, ist es trotzdem spannend, die unterschiedlichen Wahrnehmungen mitzubekommen.

Beim gemeinsamen Mittagessen kann man auch schon mit den ersten Delegierten aus anderen Ländern in Kontakt kommen. Am Abend zuvor haben wir unsere Namensschilder und unsere Placards erhalten (das ist insbesondere wichtig für die Abstimmungen in unseren Komitees). So kann man schon jetzt zuordnen, wer welches Land vertritt und in welchem Komitee sitzt. Danach geht es mit der Eröffnungszeremonie weiter, in der nicht nur die Secretary-General eine Rede hält, sondern auch eine japanische Tanzgruppe einen Auftritt hat.

Mit einem guten Gefühl und etwas Nervosität starten dann offiziell die Komiteesitzungen. Ich sitze mit einer anderen Delegierten in der Generalversammlung (GA) und wir vertreten gemeinsam den Staat Südkorea. „The Republic of Korea is present and voting!“ Der erste Sitzungstag endet und wir haben uns im Komitee darauf geeinigt, über Energiesicherheit und Klimawandel zu sprechen. Da es für meine Delegationspartnerin und mich das erste Mal ist an einer solchen Konferenz teilzunehmen, haben wir uns in dieser ersten Sitzung erstmal die Zeit genommen, ein Gefühl für das Verfahren und die Teilnehmenden zu bekommen. Trotzdem haben wir uns auf die Sprecherliste setzen lassen, unsere Rede werden wir dann am nächsten Tag halten.

 

24. November 2022: Heute steht der längste Sitzungstag an. Er beginnt um 9 Uhr und wird erst um 22 Uhr enden. Aber wir haben auch einiges zu tun. In den formellen und informellen Meetings der Konferenz sprechen wir mit anderen Delegierten verschiedener Staaten und finden uns in so genannten Working Groupszusammen, die dann gemeinsam an einem sog. „Paper“ zum Thema arbeiten. Dabei bringt jeder Staat eigene Ideen und Themenschwerpunkte mit ein. Wir arbeiten vor allem an einer globalen Plattform für „Best Practice“ im Umgang mit Energiesicherheit, um einen besseren Überblick und Austausch über bereits bestehende Initiativen zu erhalten. Wichtig ist uns dabei, dass der Zugang dazu so einfach wie möglich gestaltet wird. Nach der Mittagspause halten wir unsere Rede. Wir sind beide etwas nervös, schlagen uns aber ziemlich gut und bekommen von unserer Working Group auch positives Feedback. Die Diskussionen und der Schreibprozess sind anstrengend und ermüdend. Zum Glück werden Redbull und Snacks zur Verfügung gestellt – dieses Angebot wird von allen Delegierten dankend angenommen. Nach diesem ersten langen Konferenztag gibt es noch eine Nachbesprechung mit dem Teamleiter und danach bereiten meine Delegationspartnerin und ich uns noch etwas auf den nächsten Tag vor.

 

25. November 2022: Heute geht der Sitzungstag zum Glück nicht ganz so lange – bis 18.30 Uhr. Allerdings zwingt uns das auch dazu, noch fokussierter zu arbeiten und den Austausch untereinander noch effizienter zu gestalten. Etwaigen Diskussionen muss mit viel diplomatischem Feingefühl begegnet werden, denn jetzt befinden wir uns bereits im „Merging-Prozess“. Das bedeutet, die Paper, die wir in kleineren Gruppen geschrieben haben werden jetzt mit denen der anderen Gruppen zusammengefasst. Das passiert deswegen, weil es ja darum gehen soll, so viel Konsens wie möglich zu erreichen. Außerdem muss man mit Vertreter:innen von Staaten sprechen, die nicht am eigenen Paper mitgearbeitet haben, um Unterschriften für die eigene Resolution zu gewinnen. Das hört sich erstmal alles komplizierter an als es ist, aber trotzdem benötigt man viel Geduld und ein gutes Nervenkostüm. Jedes Wort wird abgewogen, man muss darauf achten, dass die eigenen Ideen nicht verworfen werden und vor allem, dass keine neuen Ideen auftauchen, denen man als Staat nicht zustimmt. Wir haben an diesem Tag viel geschafft und freuen uns nach Konferenzende noch ein bisschen Zeit in der Stadt zu verbringen. Denn auch die Freizeit darf natürlich nicht zu kurz kommen. So gehen wir mit ein paar anderen Delegierten Sushi essen und danach in eine Bar und genießen ein bisschen Kobe.

©Laura Zister
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26. November 2022: Letzter Konferenztag! Wir haben noch einiges zu tun in unserem Komitee. Der Merging-Prozess ist noch nicht ganz abgeschlossen und wir schließen uns mit drei anderen Arbeitsgruppen zusammen. Das ist viel Arbeit. Mit viel Stress, aber auch guter (diplomatischer) Zusammenarbeit, schließt die Sitzung mit fünf angenommenen Resolutionen – auch unsere ist darunter.

 

 

 

 

Auch wenn es eine wirklich coole Erfahrung war und ich die Möglichkeit hatte, viele spannende Personen kennenzulernen und meine eigene Perspektive kritisch zu reflektieren, indem ich in die Rolle einer Vertreterin eines anderen Staates geschlüpft bin und Interessen vertreten habe, die nicht zwangsläufig meinen eigenen entsprechen, bin jetzt vor allem eins: müde, aber zufrieden.

 

Die harte Arbeit wird sogar belohnt, unsere Delegation Südkorea erhält sogar eine Auszeichnung: einen „Distinguished Delegation Award“. Da macht der Delegation-Dance am Abend gleich noch mehr Spaß. Nach den anstrengenden Konferenztagen tut es auch gut ein bisschen zu feiern und zu tanzen.

27. & 28. November 2022: Nach dem Check-Out am Sonntag reisen die meisten Delegierten schon wieder ab. Ein kleiner Teil unserer Gruppe aus Deutschland verbringt den Tag noch in Kobe. Wir schauen uns den Herb-Garden an und gehen abends nochmal essen. Dann geht es für uns weiter im Nachtzug zurück nach Tokio. Es ist ziemlich schwer, an Tickets für diesen Nachtzug zu kommen – man muss sie vor Ort am Schalter kaufen. Sie sind auch ziemlich teuer (für eine der mittleren Klassen haben wir ca. 140 Euro bezahlt). Aber für die Erfahrung lohnt es sich allemal! Zurück in Tokio geht es für mich direkt weiter an den Flughafen und zurück nach Deutschland.


Podiumsdiskussion: Der Preis der „Zeitenwende“ – Welche Zukunft hat die internationale Rüstungskontrolle?

21. September 2022, 18.00 bis 20.00 Uhr im Alten Rathaus Bonn

Skulptur "non-violence" vor dem UN-Komplex in New York als Symbol für Frieden und Gewaltlosigkeit. (UN-Foto)
Skulptur "non-violence" vor dem UN-Komplex in New York als Symbol für Frieden und Gewaltlosigkeit. (UN-Foto)

Eine gemeinsame Veranstaltung von:

  • Bonn International Centre for Conflict Studies,
  • Friedrich­-Ebert-­Stiftung,
  • Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen – NRW und
  • Plattform Zivile Konfliktbearbeitung

 

 

Bereits vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine wuchsen die weltweiten Militärausgaben und die internationale Rüstungskontrolle steckte in einer tiefen Krise. Die Gespräche zwischen den USA und Russland über Abrüstung und Rüstungskontrolle stehen still. Erstmals seit Ende des Kalten Krieges scheint die Gefahr eines Atomkriegs real.

 

Die Hohe Repräsentantin der UN für Abrüstungsfragen Izumi Nakamitsu betont dennoch: „Rüstungskontrolle und Abrüstungsbemühungen sind Instrumente für unsere Sicherheit, kein idealistischer Traum.“

 

Wie schlecht steht es derzeit um die internationale Rüstungskontrolle? Wie wirkt sich der Krieg aus? Wie können Vertrauen zwischen den Staaten und Kooperationen wieder aufgebaut werden? Und welche Initiativen braucht es, um Rüstungskontrollregime wiederzubeleben?

 

Es diskutieren:

  • Angela Kane, Fellow der Nuclear Threat Initiative, Ehemalige Hohe Repräsentantin der UNO für Abrüstungsfragen
  • Dr. Dietmar Köster, Mitglied des Europäischen Parlaments
  • Max Mutschler, Bonn International Center for Conflict Studies (BICC)
  • Moderation: Christoph Bongard, Plattform Zivile Konfliktbearbeitung 

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Bonner Friedenstage, 31. August bis 18. Oktober 2022, unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn Katja Dörner statt. 

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Hier das Programm der Bonner Friedenstage
BonnerFriedenstage2022_einzelBlatt.pdf
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Kleiner Rückblick zum UN im Klassenzimmer- Wochenende

in Weimar vom 26.08. bis zum 28.08.2022

©DGVN NRW
©DGVN NRW

Vom 26. bis 28. August fand unser Team-Event für das Projekt UN im Klassenzimmer in Weimar statt.

 

Es haben sich neue und bereits aktive Teamende aus ganz Deutschland kennengelernt und voneinander gelernt. Die neuen Teamenden wurden in das Projekt eingeführt und geschult, sodass sie Schülerinnen und Schülern die Vereinten Nationen und ihre Arbeit näherbringen können. Dabei wurden sie tatkräftig von den bereits geschulten und teilweise sehr erfahrenen Teamenden mit Praxistipps unterstützt.

 

Auf dem weiteren Programm stand auch einen Workshop von Sophie Jentsch zu Präsentationstechniken und Stimmtraining.

 

Ein weiteres Highlight des Wochenendes war der Besuch von der aktuellen UN-Jugenddelegierten zur Generalversammlung - Johanna Lichtschlag. Sie hat mit der Gruppe Forderungen, welche sie Ende September zusammen mit anderen Forderungen junger Menschen aus Deutschland in einer Rede vor der Generalversammlung einbringen wird, formulier.

 

 

Die Teilnehmenden konnten aus dem Wochenende sehr viel Wissen, neue Erfahrung und vor allem Freundschaften mitnehmen!

 


75 years of United Nations – a Common European Perspective? Excursion to New York City 7-12 April 22

Die Studienreise im April 2022 hatte das Ziel, mit Repräsentant:innen der VN, der MItgliedsstaaten und NGOs über die Rolle der Vereinten Nationen und der Mitgliedschaft europäischer Staaten in den VN ins Gespräch zu kommen. Besonderer Fokus wurde hierbei auf die gemeinsame Politik der EU-Mitgliedsstaaten und deren Entwicklung hinischtlich der VN während der letzten 75 Jahre gelegt. Aufgrund der aktuellen Ereignisse lag bei den Gesprächen in den Ständigen Vertretungen der USA, Deustchlands, Schwedens, Finlands und Estlands besonderes Gewicht auf dem tagesaktullen Geschehen des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine. Dieses und weitere Themen wurden auch mit Repräsentanten des Generalsekretariats der VN, mit UN-Media, UNHCR und der Ständigen Vertretung der EU bei den VN intensiv diskutiert.

Daneben hatten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit bei gemeinsamen Abendessen und Erkundungen der Stadt das Gehörte weiter zu vertiefen und auch die vielen Angebote des Big Apple zu genießen.

Auf https://www.instagram.com/dgvn.nrw/ finden sich weitere Impressionen unserer Studienreise.


Telders International Law Moot Court 2022

Erfahrungsbericht der Teilnehmer:innen

v.l.n.r. Sven David Dümpelmann, Carolin Kopp, Kathrin Rau und Marta Kupfer (zu den CVs auf das Bild klicken)
v.l.n.r. Sven David Dümpelmann, Carolin Kopp, Kathrin Rau und Marta Kupfer (zu den CVs auf das Bild klicken)

Was ist ein Moot Court?

In einem Moot Court schlüpfen Studierende in die Rolle von Anwält*innen zweier Streitparteien in einem fiktiven Rechtsstreit. Der Wettbewerb teilt sich dabei in zwei Phasen auf: In der ersten, schriftlichen Phase erstellen die Studierenden Schriftsätze für die Kläger- und Beklagtenseite. In der sich anschließenden mündlichen Phase tragen sie dann die Argumente aus den Schriftsätzen in Plädoyers vor einem „Gericht“ (bestehend aus Richter*innen, Anwält*innen oder anderen Expert*innen) möglichst überzeugend vor. Betreut werden die Studierenden bei ihrer Arbeit von einem oder mehreren Coaches.

 

 

Der Telders International Law Moot Court 2022

Wir nahmen für die Universität zu Köln – als eines von 25 Teams aus ganz Europa – am Telders International Law Moot Court 2022 teil. Der Telders Moot Court spielt im Bereich des Völkerrechts und wird vollständig in englischer Sprache abgehalten. Er simuliert einen fiktiven Rechtsstreit zweier Staaten vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH), zentrales Rechtsprechungsorgan der Vereinten Nationen.

Die jeweils relevanten Rechtsgebiete im Telders Moot Court variieren von Jahr zu Jahr und können der gesamten Bandbreite des Völkerrechts entnommen sein. So wurden in der Vergangenheit etwa diplomaten-, see-, umwelt- oder investitionsrechtlich geprägte Sachverhalte gestellt. Die teilnehmenden Studierenden müssen keine vertieften völkerrechtlichen Vorkenntnisse haben, sondern arbeiten sich während des Wettbewerbs selbstständig in die – oft sehr spezielle – völkerrechtliche Materie ein.

Üblicherweise findet die internationale Runde des Telders Moot Court in Den Haag statt, wobei das Finale selbst in den Räumlichkeiten des IGH vor echten IGH-Richtern*innen ausgetragen wird. Dieses Jahr fand der Wettbewerb aufgrund der anhaltenden Pandemie erneut digital statt.

 

Die schriftliche Phase

Am 01. November 2021 begann die schriftliche Phase des Telders Moot Court 2022 mit der Veröffentlichung des diesjährigen Telders-Falles, dem „Case concerning the compensation due from the exploded M2M Satellite’s Space Debris“.

Grob zusammengefasst behandelte der Fall die Bruchlandung des „M2M“, einem Satelliten des beklagten Staats „Maleen“, auf dem Territorium des klagenden Staats „Jonam“. Durch seine Bruchlandung hatte der M2M-Satellit erhebliche Schäden an der Umwelt und an Menschen in Jonam angerichtet. Da Jonam jedoch durch eigenes Verhalten eine vorige Beschädigung des M2M-Satelliten herbeigeführt hatte, stellte sich u.a. auch die Frage des Mitverschuldens von Jonam. An Komplexität gewann der Fall zusätzlich dadurch, dass neben Jonam auch Kosmonauten der Internationalen Raumstation „ISS“ zum Absturz des M2M beigetragen hatten, indem sie den Satelliten kurz vor dessen Bruchlandung fehlerhaft generalüberholten.

Anlässlich des 45-jährigen Jubiläums des Telders Moot Court gab es zudem eine Besonderheit: Der Fokus der Schriftsätze sollte erstmals nicht auf der Haftungsbegründung liegen, sondern auf der Frage des Haftungsumfangs. Es ging also nicht darum, die Haftung von Maleen und Jonam für die einzelnen Schäden im Grundsatz festzustellen, sondern darum, welche Summen für die menschen- und umweltrechtlichen Schäden sowie für die Zerstörung des M2M-Satelliten fällig wurden.

Hierdurch waren für die Bearbeitung nicht nur rechtliche Fragen von hoher Relevanz. Es musste auch schlüssig dargelegt werden, wie die eingetretenen Schäden an der Umwelt und an den Menschen, denen kein Marktwert zugerechnet werden kann - u.a. Verletzungen von Menschenleben, der Tod geschützter Tierarten, die irreparable Beschädigung eines indigenen Tempels oder Schäden an der Ozonschicht -, überhaupt in Geld zu bemessen sind.

Es war daher nötig, sich mit verschiedenen sozioökonomischen Bewertungsansätzen auseinanderzusetzen und diese auf den Fall anzuwenden, um letztlich zu einer Kompensationssumme zu gelangen. Darüber hinaus bedurfte die Heranziehung der gewählten Ansätze einer völkerrechtlichen Begründung, was eine besondere Herausforderung darstellte: Angesichts der dünnen völkerrechtlichen Präzedenzlage und der Tatsache, dass sich auch vergangene Telders-Fälle bisher nie mit der Frage der Kompensationsbemessung befasst haben, gab es nur wenige Materialien, an denen sich die Studierenden orientieren konnten.

Unter Betreuung unseres Coaches erarbeiteten wir die Schriftsätze von Jonam und Maleen zunächst parallel und teilten die Arbeit teamintern nach den streitigen Schadensposten auf. Um innere Widersprüche in den Schriftsätzen zu vermeiden und konsistente Kompensationsansätze für alle Schadensposten zu finden, arbeiteten wir im weiteren Verlauf jedoch zunehmend gemeinsam als Team und tauschten uns frequentiert und intensiv über unsere Ideen zur Haftung und Kompensationsbemessung aus. Die intensive Arbeit hat sich letztlich bezahlt gemacht und wir konnten auf Klägerseite den Preis für den besten Schriftsatz des Wettbewerbs gewinnen.

 

Die mündliche Phase

Mit der Abgabe der Schriftsätze am 14. März 2022 begann unsere Vorbereitung auf die mündliche Phase des Wettbewerbs. Neben der Erstellung der Plädoyers übten wir auch die möglichst prägnante und überzeugende Darstellung unserer Argumente und die Beantwortung etwaiger spontaner Zwischenfragen der Richter*innen. Hierzu hielten wir Probeplädoyers vor Anwält*innen verschiedener Kanzleien, anderen Praktiker*innen sowie ehemaligen Teilnehmenden des Telders Moot Courts.

Knifflig war bei der Vorbereitung, dass die Argumente der gegnerischen Teams in der mündlichen Runde für uns kaum vorhersehbar waren. Die Offenheit der Aufgabenstellung ermöglichte es, dass die Plädoyers der Teams in sehr verschiedene Richtungen gehen konnten. Es war daher auch vonnöten einzustudieren, spontan auf die Argumentation der Gegenseite zu reagieren.

Ende April reisten wir dann nach Tübingen zur nationalen „Friendly Round“ mit den anderen teilnehmenden deutschen Teams aus Düsseldorf, Tübingen und Jena. Wie schon im Vorjahr diente die nationale Runde lediglich zu Übungszwecken, da aufgrund des Online-Formats alle deutschen Teams auch an der internationalen Runde teilnehmen durften. In der internationalen Runde im Juni plädierten wir schließlich viermal gegen andere Teams aus Europa – zweimal auf der Kläger- und zweimal auf der Beklagtenseite.

 

Fazit

Insgesamt bot uns der Telders Moot Court eine tolle Gelegenheit, die praktische Perspektive von Anwält*innen im Bereich des Völkerrechts kennenzulernen. Der rhetorische Vortrag und das überzeugende Vorbringen von Argumenten sind Fähigkeiten, die im juristischen Studium selbst kaum vermittelt werden, die jedoch für die praktische Arbeit als Jurist*in unverzichtbar sind. Ein großer Gewinn ist zudem die Vernetzung mit völkerrechtlichen Rechtspraktiker*innen und völkerrechtlich interessierten Studierenden aus ganz Europa, die wir im Laufe des Moot Courts kennenlernen durften.

Daneben war es spannend, sich in die Bereiche des internationalen Weltraum-, Menschen-, Umwelt-, See- und Völkergewohnheitsrechts einzuarbeiten und deren Verknüpfungen mit der Sozioökonomie näher zu erforschen. Gerade in der heutigen Zeit, in der die Frage nach der Kompensationsfähigkeit von Klima- und Umweltschäden immer relevanter wird, muss auch die Frage beantwortet werden, wie diese Schäden ökonomisch zu bemessen sind. Das durch den Moot Court gesammelte Wissen wird uns daher auch künftig zugutekommen.

 

Bei weiterem Interesse am Telders International Law Moot Court finden Sie weitere Informationen unter https://ilwr.jura.uni-koeln.de/moot-courts/telders-moot-court.


Am 16.02.2022 fand eine spannende Online-Diskussion zum Thema "Gender und Migration in Europa" statt. Durch die Rednerinnen Marina Liakova, Farnaz Nasiriamini und Miriam Mona Muakalzi wurde dem Publikum ein interessanter Einblick auf eine notwendige geschlechtergerechte Migrationspolitik gewährt. Die wurde von unserem Vorstandsmitglied Melina Rozehkhan moderiert und von den Landesverbänden Baden-Württemberg, Hessen & Nordrhein Westfalen der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, dem Europazentrum Baden-Württemberg, der Charlemagne Prize Academy sowie dem Jean Monnet Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft und Europäische Integration der Eberhard-Karls-Universität Tübingen unterstützt. 

 

Während der Diskussion hielt die Journalistin Farnaz eine Präsentation zu ihrer Arbeit in der Refugee Law Clinic in Samos, Griechenland und teilte ihre gesammelten Einblicke von dem Leben der Geflüchteten. Ihre Präsentation betonte die Folgen von einer geschlechterungerechten Migrationspolitik und wie die Probleme weiblicher Flüchtlinge sichtbarer gemacht werden müssen.

An diesem Abend haben rund 70 Personen an der Veranstaltung via Zoom teilgenommen und mit Sprachbeiträgen und Fragen die Diskussion mitgestaltet. Fragen wie "Wie können wir als Individuen einen Beitrag zu einer geschlechtergerechteren Migrationspolitik leisten?" wurden hierbei diskutiert und kritisch hinterfragt.

Schließlich hat diese aufschlussreiche Diskussion uns nicht nur über Gender und Migration in Europa aufgeklärt, sondern auch motiviert uns für eine geschlechtergerechtere Zukunft einzusetzen und zu handeln. 

 

Speakerinnen:

  • PD habl. Dr. Marina Liakova, Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe

Als habilitierte Soziologin legt sie ihre Schwerpunkte auf die Migration- und Genderforschung. Sie lehrt am Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und war auch als Mitarbeiterin der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen und des Diakonischen Werks Baden tätig. Die gebürtige Bulgarin ist Autorin der ersten umfangreichen Studie über die Migration aus Bulgarien nach Deutschland. Ihr Buch „Verhindert, verdeckt, unsichtbar: Migration und Mobilität aus Bulgarien nach Deutschland erschien 2020 bei Springer. Wir freuen uns auf PD Dr.  habil.  Marina Liakova und sind gespannt ihre Meinung zum Thema "Gender und Migration in Europa" zu hören.

 

  • Farnaz Nasiriamini, freie Autorin

Sie ist Journalistin, Autorin und setzt sich mit gesellschaftspolitischen Themen wie "Antidiskriminierung und Intersektionalität" auseinander. Als Referentin gibt sie politische und kreative Workshops zu gesellschaftspolitischen Themen und tritt regelmäßig bei verschiedenen Lesungen auf. Durch ihre Arbeit in der Refugee Law Clinic in Samos, Griechenland konnte Farnaz Einblicke über das Leben in Flüchtlingslagern sammeln können. Einblicke wie diese kann man in ihrem Blog "Alphafehler" nachlesen, wo Farnaz ihre Meinung zu gesellschaftspolitischen Themen teilt, die sie wissenschaftlich, journalistisch und künstlerisch aufarbeitet. Wir freuen uns nächste Woche Mittwoch ihre Perspektiven und Erfahrungen zu dem Thema "Gender und Migration in Europa" kennenlernen zu dürfen.

 Blog von Farnaz: https://alphafehler.com/

Leben im Flüchtlingslager: https://alphafehler.com/2019/11/07/leben-im-fluechtlingslager-samos-gezwungen-die-gesetze-zu-brechen/

  •  Miriam Mona Muakalzi, Charlemagne Research Fellow

iSie st Doktorandin und Research Fellow der Charlemagne Prize Academy. Unter anderem forscht sie zu Gender, Peace & Security aus einer postkolonialen Perspektive. Vor kurzem wurde Miriam im WDR5 Radio interviewt. Sie war Beraterin beim Centre for Feminist Foreign Policy und arbeitete bei UN Women Deutschland.  Außerdem ist sie im DGVN Bundesvorstand.

  •  Melina Rozehkhan, DGVN Landesverband NRW

Melina ist momentan Studentin und interessiert sich besonders für Rechtswissenschaften, mit einem Fokus auf Völker-, Frauen-, Kinder-, und Migrationsrecht. Melina war von 2017 bis 2021 besonders bei UNICEF aktiv, war Teil des UNICEF-Juniorbeirats und setzte sich hier für Kinderrechte in Deutschland ein. Die ehemalige UWC Schülerin ist nun seit 2022 Vorstandsmitglied der DGVN NRW.